Geborgtes Licht
Jànos Fischer
Von eintreffender Sonnenstrahlung abgewandt ist Weltraumschwärze.
Das Tageslicht war nur geliehen.
Mit Fragen schlagen wir die Nacht tot.
Auf einem selbstleuchtenden Fixstern wäre alles anders.
Die Suche erübrigte sich in der Fraglosigkeit von Licht.
Reflection
Goschka Gawlik
Mosers Wandobjekte veranschaulichen in der Dialektik von Offenheit und Geschlossenheit, Transparenz und Verhüllung, Stofflichkeit und Immaterialität, die Handhabung eines Raumschemas das Wahrnehmungsprozesse formt und verformt.
Das künstlerische Konzept entspricht nicht mehr der konventionellen Auffassung des an die Wand applizierten Tafelbildes (Keilrahmen, Leinwand, Farbe), sondern versteht sich vielmehr als ein Hinweis auf Malerei bzw. als eine per Objekt präsentierte Malerei, als ein sich selbst organisierendes Kunstwerk. Die so erzeugte immaterielle Malerei „erscheint“ gewissermaßen als Spiegelung bzw. Überblendung, als ein durch ein anderes vorgetragenes Medium.
Eingesetzt wie ein Herzschrittmacher, durch die räumliche Wirkung der Farbreflexion hervorgerufen, simuliert Mosers „Malerei“ den Eindruck eines räumlich emotionalen Innenlebens des Kunstobjektes, also das, was man außerhalb des Bereiches der differenziellen Verweisungen nicht fixieren kann. Dies ist keine Huldigung an die Malerei als Inbegriff des individuellen Ausdrucks, sondern soll dem Betrachter beziehungsweise Rezipienten visuelle Wahrnehmungsmöglichkeiten aufzeigen, wobei dieser seine Vorstellungskraft bei den sich amorph darstellenden Systemen aktivieren kann. Einzeln rational nachvollziehbar werden sie als konvergierende Ganzheit zu einem geheimnisvollen, unbekannten Raum, zur spezifischen Leere, deren irreal erscheinende (auch kunsthistorische) Identität der Musterstoff Licht ist, dies sowohl für das Kunstobjekt als auch für das beobachtende Subjekt.
Damit gehören die Objekte Mosers in das aktuelle Gestaltungsfeld der aktiven Kunstimpression: Sie zwingen den Schauenden zur Bewegung, zum mehrfachen Wechsel seiner Stellung, womit der Erkenntnisprozess verlangsamt und die Wahrnehmungsebenen vervielfacht werden. Die Schachtelform der Raster und Schichtungen, die Kreisringe und die Vertikalteilungen der Säulen wirken wie eine Kulisse im Theater, die den Blick des Publikums tief in seinen Innenraum zieht und beeinflusst.
Die präzise kalkulierten Bild-Raum Objekte vermitteln weit mehr als die Erkenntnis der Standortgebundenheit unserer Wahrnehmung. Im Spannungsfeld von Objekt und Raum, von Farbfläche und Farbräumlichkeit, von Licht und Reflexion, gestalten sie die Prozessualität der Wahrnehmung selbst zum emotionalen Erlebnis.
So gesehen unternimmt Moser den Versuch, der vorherrschenden Ästhetik der Formenflachheit heutiger Lebenswelten, die ohne nach innen gerichtete Vertiefungen und ohne nach außen geweitete Erhebungen auskommen, zu entfliehen.